„Functional Training“, was ist das eigentlich?
Functionl Training oder Funktionelles Training ist in aller Munde, Fitnessstudios und Personal Trainer werben mit dem Angebot von Functional Training, es wird im Marketing ein Alleinstellungsmerkmal suggeriert. In manchen Regionen ist dieses auch tatsächlich vorhanden. Es gibt reine Functional Trainings – Studios, Functional Trainings – Kurräume oder – Areas in den Studios, Functional Trainings -Türme und – Equipment, etc.
Functional Training muss in der Fitnessbranche also ein wichtiges Thema sein, das sich vom klassischen Krafttraining und gerätegestützten Krafttraining abgrenzt. Ein Grund, sich mal inhaltlich mit dem Thema zu befassen.
Woher kommt der Begriff „Functional Training“
In Deutschland ist der Begriff des Functional Trainings seit der Bundestrainer – Aera Klinsmann bekannt und wird, zumindest in der Anfangszeit, kontrovers diskutiert. Eine große Tageszeitung öffnete mit einem Foto, wie Nationalspieler mit Wiederstandsbändern an den Knien sich in gebeugter Position über den Platz fortbewegten. Eine Trainingsmethodik, oder Technik, die heutzutage aus keinem Fitnesstudio oder ambitionierten Mannschaftssporttraining mehr wegzudenken ist. Damals allerdings wurden die Frage aufgeworfen, ob gestandene Fußballprofis so ihre Leistungsfähigkeit verbessern könnnen und ob man so Weltmeister formen kann…
Die Ursprünge des Functional Trainings sind bereits in den 80`er Jahren in der Physiotherapie zu finden. Für den Leistungssport weiterentwickelt wurden diese Konzepte von z. B. Gary Gray und auch Mark Verstegen, der mit seinem 1996 entwickelten Konzept Core – Training den Leistungssport in den USA maßgeblich beeinflusste. Letzterer war es auch, den Jürgen Klinsmann als Fitnesstrainer für die Fußballnationalmannscheft hinzugezogen hat.
Definition Functional Training
In Abgrenzung von Trainingsmethoden, die nur einen Muskel trainieren, geht das Functional Training von komplexen mehrgelenkigen Bewegungen aus. Es werden Bewegungen trainiert und nicht einzelne Muskeln. Die Verfechter des Core – Trainings gehen davon aus, dass nur über eine stabile Rumpfmuskulatur effektiv Kraft auf die Extremitäten und somit auf die gesamte aktivierte Muskelkette übertragen werden kann. Es geht also vorwiegend um Training im geschlossenen System.
„Funktionelles Training zielt durch systematische, planmäßige und regelmäßige Wiederholung auf einen Veränderungsprozess an Psyche oder Körper ab, um eine bestimmte sportliche oder alltagsbedingte Leistung erbringen zu können, die von einzelnen oder mehreren Einflussfaktoren abhängig ist oder in enger Verbindung zu diesen steht. Es wird mithilfe verschiedener Methoden gesteuert und setzt auf den Einsatz mehrerer Muskeln und Muskelgruppen, so dass es sportartübergreifend, niveauübergreifend und geschlechtsspezifisch zum Einsatz kommen kann.“ DÖHNERT, A. (2014)
Functional Training in der Praxis
Auf Einzelaspekte in Bezug auf Mobilität im Functional Training, Zusammenhänge mit dem Faszialen System, Integration in ein Muskelaufbauf- oder Maximalkraftprogramm, etc. werde ich in weiteren Artikeln noch eingehen. Hier soll es erst einmal um Grundlagen und Entwicklung gehen.
Im ursprünglichen Sinne ging man von funktionalen Bewegungen aus, die im Alltag oder der spezifischen Sportart des Trainierenden vorkamen aus. Man beschränkte sich also im wesentlichen auf Trainingsbewegungen mit dem Körpergewicht. Hier stößt man aber schnell an Grenzen, wenn man eine permanente Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des Sportlers errreichen will. Eine Progression des Trainings war dann nur über eine Steigerung der Wiederholungszahl, der Ausführungsdauer und der Komplexität der Übung möglich. Also griff man schnell zu Hilfsmitteln, um eine Progression in der Aufladung der zu trainierenden Muskulatur zu erreichen. Kleingeräte, wie Wiederstandsbänder, Therabänder, instabile Unterlagen, Koordinationsleiter und Slingtrainer erweiterten schon bald die Palette der Trainer und man bedient sich heute auch klassischer Krafttrainingshilfmittel, wie Kettlebell, Kurz- und Langhantel.
Es gibt heute viele Schnittmengen zwischen Functional Training, klassischem Krafttraining, Crossfit und anderern Sportarten und Trainingsmethoden, sieht man sich einfach mal die Grundübungen im Bodybuilding an, das olympische Gewichtheben und die Übungsauswahl im Crossfit.
Functional Training hat eindeutig den Bereich der Rehabilitation und Prävention verlassen und ist neben der unterstützenden Trainingsmethode in allen Leistungssportdisziplinen auch im Leistungs- und Wettkampfsport angekommen.